Weihnachtskatz und Mausespeck by Schacht Andrea

Weihnachtskatz und Mausespeck by Schacht Andrea

Autor:Schacht, Andrea [Schacht, Andrea ]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-04T16:00:00+00:00


14.Weihnachts-Fitness

Raufer war erfreut. Kris harte ihm die Tür aufgehalten.

Das war neu. Die harte er bisher immer eifersüchtig bewacht. Aber jetzt durfte er endlich die Wohnung verlassen. Etwas mühsam kletterte er die Stufen nach unten, schnüffelte hier, schnüffelte da. Eine Erweiterung seines Reviers musste man vorsichtig angehen, wer wusste schon, was hinter der nächsten Ecke auf einen lauert.

Oder hinter der nächsten Tür.

Hinter dieser Tür lauerte Ina samt Wald- und Gewürzgeruch. Sehr gründlich schnupperte Raufer die Ritzen ab. Ja, Nimoue war auch dahinter.

»Möchtest du Ina und Nimoue besuchen, Raufer?«

Der Kater sah zu Kris auf und maunzte leise Zustimmung. Der Mann schien recht lernfähig zu sein, wenn man mal von solchen Gemeinheiten absah wie Fahrten zum Tierarzt. Er klopfte, und Ina machte ihm auf.

»Herrenbesuch für Sie.«

»Oh, fein. Möchtest du eintreten, Raufer?«

Vorsichtig setzte er seine Pfoten in das fremde Gebiet. Der Geruch nach Grünzeug und Harz wurde intensiver. Und Nimoue kam ihm entgegen.

»Du erziehst ihn gut«, sagte die Ehrwürdigste, nachdem sie ihm zur Begrüßung die Nase entgegengestreckt hatte.

»Es geht so. Gestern hat er mich in den ollen Korb gesteckt. Und ins Auto. Ich hasse das, so eingesperrt zu sein.«

»Natürlich. Aber er meint es nicht böse.«

»Die haben das schon mal mit mir gemacht. Als ich noch jung war. Seither ...« Verlegen putzte sich Raufer den Schwanz.

»Tja, das machen sie mit uns. Ich hätte auch gerne junge

gehabt. Aber es ist das kleinere Übel. Es ist auch schlimm, die eigenen Kinder verhungern oder unter die Räder kommen zu sehen. Na, schau dich hier mal um.«

Ina hatte drei Körbe aufgestellt, in jedem Zimmer einen. In jedem lag eine flauschige Decke, Bällchen und Plüschmäuse luden zum Spielen ein. In der Küche standen zwei wohlgefüllte Näpfe mit Feuchtfutter und Knabberkram, und natürlich wartete eine Schale Sahne darauf, ausgeschleckt zu werden.

»Sie hat vielen Katzen Gastfreundschaft gewährt«, erklärte Nimoue. »Sie weiß, was wir mögen.«

»Aber jetzt will sie keine mehr, hat Kris Anja erzählt.«

»Sagt sie. Aber was ein Mensch sagt, ist nicht immer das, was er will. Ina braucht eine Katze. Sie braucht mich so dringend wie Luft zum Atmen.«

»Aber warum sagt sie dann, sie will dich nicht?«

»Das hat sie nie gesagt. Eine neue Lektion, Raufer. Hör gut zu!«

Nimoue machte es sich auf dem Sofa gemütlich, einem blumengemusterten Möbel mit geschwungener Lehne, das Raufer mit einem gewissen Unbehagen betrachtete. Es wirkte wie ein großes blumiges Tier auf komischen Krallepfoten.

»Komm hoch, es lebt nicht mehr.«

»Sicher?«

»Sicher. Es ist ausgestopft«

Der Sprung gelang ihm, und in höflichem Abstand setzte Raufer sich neben seine Lehrerin.

»Menschen haben eine Sprache entwickelt, Laute, die sie mit Zunge und Lippen formen und die die Bilder ausdrücken, die sie in ihren Köpfen haben«, erklärte sie.

»Ja, sie machen diese Laute, und sie scheinen sich damit recht gut zu verständigen.«

»Nicht immer. Denn sie haben auch gelernt, diese Laute - Worte - zu verwenden, um andere über die Bilder in ihren Köpfen hinwegzutäuschen.«

»Wie kann denn das gehen? Das ist doch ein Wider-Spruch?«

»Nein, Raufer, das ist bewusste Täuschung. So wie ein Schmetterling, ein Pfauenauge zum Beispiel, seine Flügel entfaltet und seiner Umgebung das Bild zweier großer starrender Augen zeigt, um seine Feinde damit zu verscheuchen.



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